Whistleblowing und der Bankensektor
Geplatzte Kredite sind nicht nur das Problem der Menschen, die ihren Kredit nicht mehr bedienen konnten. Sehr oft betreiben Banken einen regen Handel mit diesen Krediten und bündeln sie zu Anlageangeboten. Das erhöht die Chancen der Bank, mutmaßlich platzende Kredite doch noch teilweise in Geld zu verwandeln. Kommt es dann in größerem Rahmen dazu, das die Kredite platzen, liegte nur noch ein kleiner Teil der Kosten bei der Bank, die den Kredit ursprünglich vergeben hatte.
Im Rolling Stone Magazin erschien nun der Bericht der US-Whistleblowerin Alayne Fleischmann, die Einblick in die Praktiken bei einer der Banken gegeben hat. In der Folge hat Fleischmann Democracy Now und RT (ab 12:35 Min) auch TV-Interviews gegeben. Andreas Toller hat für die Wirtschaftswoche das Thema aufgegriffen.
Andreas Toller, „Insiderin wirft JP Morgan bewussten Betrug vor“, Wirtschaftswoche
Scheitern diese Anlagestrategien in großem Stil, ist die „Finanzblase“ geplatzt. Kabarettist Chin Meyer hat die Auswirkungen eindrücklich und unterhaltsam verpackt. Das die Darstellung sachlich richtig ist bestätigt gegen Ende des Videos sogleich ein Fachmann aus der Finanzbranche:
Wirksame externe Bankenaufsicht ist dringend nötig
Auf den Seiten der Haufe-Gruppe findet sich ein Artikel zur geplanten Anlaufstelle für Whistleblower bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Gleichzeitig spricht man sich dort auch für unternehmensinterne Lösungen aus, um die Schäden frühzeitig intern zu regulieren.
Redaktion, „EZB setzt auf Informaten aus der Branche“, haufe.de
Die Probleme der unternehmensinternen Nicht-Lösungen bzw. Vertuschungen wurden dabei allein in dieser Woche jedoch nicht nur im bereits eingangs geschilderten Fall J.P. Morgan, sondern auch im Fall der UBS wieder deutlich. Der Tagesspiegel berichtet, dass die schweizer Großbank mindestens sechs mal von Whistleblowern bzgl. möglichen Fehlverhaltens im Devisengeschäft gewarnt wurde, deren Compliance-Abteilung jenen Hinweisen aber nicht richtig nachging. Immerhin wurde dies von den Aufsichtsbehörden in England und der Schweiz nunmehr bussgelderhöhend berücksichtigt.
Hausaufgaben machen
Sensibler Umgang mit Daten, sicheres kommunizieren und eMailverschlüsselung – spätestens nach den Snowden-Enthüllungen gibt es für Journalisten einige Hausaufgaben zu machen, um sicher mit Whistleblowern kommunizieren zu können. In der Süddeutschen Zeitung gibt Matthias Kolb einen Überblick und eine kurze Einführung in das Thema.
Matthias Kolb, „Sicherheit für Journalisten im Netz – Versteckte Recherche“, sueddeutsche.de
Whistleblowing im Sport
Meist tragen Whistleblower beim Fußball schwarz, tragen Karten mit sicher herum und entscheiden über Abseits, Freistoß oder Foul. Es gibt aber selbst im Fußball Whistleblower in unserem Sinne, z.B. Bonita Mersiades und Phaedra Almajid. Allerdings kommen diese im aktuellen Bericht des Fifa-Ethikrichters H.J. Eckert mehr als schlecht weg. Sie werden als unglaubwürdig dargestellt und haben sich nun selbst zu Wort gemeldet weil auch ihre Aussagen nicht hinreichend berücksichtigt wurden.
Süddeutsche Zeitung: „Informantin von Fifa-Ermittler fühlte sich bedroht“
Nick Harris in The Mail on Sunday: „FIFA whistleblowers break their silence“
Mondial: „FIFA’s treatment of whistleblowers begs more questions than answers“
Dominic Bossi and Heath Aston, „Whistleblower, politicans slam FIFA ethics“, canberratimes.com.au
Happy Ending? Das ging schnell …
Eine Einigung auf eine Abfindung von 230.000 Euro wurde nun im Streit um die Fertigstellung des Berliner Flughafens erzielt. Whistleblower Harald Siegle hatte im März darauf hingewiesen, dass auch der Eröffnungstermin 2016 gefährdet sei und Kritik an der Unternehmensführung geäußert:
Peter Neumann, „Ex-BER-Manager bekommt 230.000 Euro“, Berliner-Zeitung.de
Anerkennung für Edward Snowden
Der NSA-Whistleblower Edward Snowden wird den Stuttgarter Friedenspreis 2014 erhalten. Im Bericht auf heise.de wird angekündigt, das Edward Snowden im Rahmen einer Liveschaltung am 23. November bei der Preisverleihung teilnehmen soll. Snowdens Anwalt Wolfgang Kaleck erhielt außerdem gerade den Hermann-Kesten-Preis des deutschen PEN-Zentrums.
NSA-Untersuchungsausschuss – 22. Sitzung
In welchem Umfang wurden die Daten deutscher Bürger an die USA weitergeleitet? Auf diese Frage gab es im öffentlichen Teil der Stizung am 13.11.2014 erneut keine eindeutige Antwort. 500 Millionen weitergegebene Datensätze stehen im Raum – die Zählung, die der BND anwendet sei da ein wenig anders, wie der Zeuge im Untersuchungsausschuss meint. Nach der öffentlichen Sitzung ging der Ausschuss wie gewohnt mit einigen Fragen in den nicht-öffentlichen Sitzungsteil. Die Stellungnahmen und Einschätzungen der Obleute vor Ort gehen deutlich auseinander:
Daniel Lücking, „Licht & Schatten – wo geht es hin?“, Freitag Community Blog
Wie die Abläufe und die Zeugenaussage in der nicht-öffentlichen Sitzung waren, lässt sich nur spekulieren. In einer weiteren geheimen Sitzung befragten die Abgeordneten den Unterabteilungsleiter bis in die späten Abendstunden.
Insgesamt bedurfte es am 13.11.2014 drei Sitzungsteilen, um den aufgerufenen Zeugen zu befragen. Der Zeitplan des Ausschusses dürfte sich kaum halten lassen. Fortsetzung dann am 27.11.2014.
Sitzungsprotokoll netzpolitik: Andre Meister, Liveprotokoll der Sitzung vom 13.11.2014, netzpolitik.org
Die seltsamen Rechtsauffassungen der BND hat Kai Biermann von Zeit Online in „Die Anarchos vom BND“ zusammengefasst:
Wie viel Klarheit die Sitzung gebracht hat, fragt auch Falk Steiner vom Deutschlandfunk in „Datenaustausch: ja oder nein?“
Anne Sauerbrey, „Keine Massenüberwachung, kein Ringtausch“, Tagesspiegel.de
Friedhelm Greis, „BND greift Daten mit eigener Hard- und Software ab“, golem.de