Die Unternehmensberatung Ernst & Young hat soeben eine europaweite Studie zu Maßnahmen der Betrugsbekämpfung in Multinationalen Unternehmen, aus der Sicht der Mitarbeiter vorgelegt. Ein Schwerpunkt lag dabei auf Whistleblowing. Telefonisch befragt wurden jeweils 100 Mitarbeiter aus 8 West- und 5 Zentral- und Ost-Europäischen Staaten.
Demnach haben 41% der Unternehmen Whistleblower-Hotlines. Aber selbst dort wo diese existieren, werden sie nach Ansicht der Mitarbeiter nur von 55 % der Belegschaft genutzt. Dennoch werden 25% der Betrugsfälle durch Whistleblower-Hotlines und insgesamt 34% durch Tipps der Mitarbeiter aufgedeckt. Die Studie sieht daher Whistleblower-Hotlines, insbesondere wenn sie anonyme Meldungen zulassen als wertvolles Mittel zur Betrugsbekämpfung an, weist aber darauf hin, dass deren bloße Einrichtung alleine nicht ausreicht.
Wichtig sei vielmehr die Einbindung in ein Gesamtkonzept, unter Berücksichtigung kultureller Besonderheiten, das Bewusstsein um ethische Standards (Codes of Conducts) und vor allem der Schutz potentieller Whistleblower vor Repressalien. Von denjenigen Befragten die Betrugsfälle selbst nicht melden würden, führen 61% die Angst vor Repressalien als Grund an. Bei nicht meldenden Kollegen vermuten sogar 84% der Befragten, dass sie aus diesem Grunde unterbleibt. Zugleich fordern 94% der Befragten in Europa und 99% der Befragten in Deutschland ein Recht auf Schutz von Whistleblowern vor Repressalien, wobei 5% der Deutschen und 13% der Europäer bezweifeln, dass ihre Firma ihre Rechte als Whistleblower auch tatsächlich schützen würde.