Leak-Plattformen: Langsam wird es unübersichtlich!

So jetzt ist also auch die Webseite von OpenLeaks freigeschaltet. Eine About-Seite und ein Video erklären, was man dort zukünftig vor hat. Bisher allerdings nur auf Englisch. Der Kern der Idee hinter OpenLeaks ist die Trennung der Entgegennahme und Anonymisierung von Dokumenten einerseits von ihrer Auswertung und Veröffentlichung andererseits. OpenLeaks versteht sich durch Konzentration auf den Ersteres wohl vor allem als Dienstleister für die in einer Community zusammengeschlossenen Medien, NGOs und Gewerkschaften die dann die Aufarbeitung und Publizierung übernehmen sollen. Daneben kündigt OpenLeaks aber auch an in einer Knowledge Base sein Knowhow über Leaking, Whistleblowing und Publizierung der weltweiten Öffentlichkeit verfügbar zu machen. Diese soll z.B. auch ermöglich, sich schnell über die in einem bestimmten Staat geltende Rechtslage in Bezug auf Veröffentlichungen und Whistleblowing zu informieren.
Pikant ist, dass OpenLeaks sich zur Freischaltung der eigenen Webseite als Reaktion auf einen Leak entschlossen hat. Zuvor waren bei Cryptome entsprechende Dokumente aufgetaucht. Damit ist OpenLeaks aber keineswegs allein, denn auch WikiLeaks hat durch einen Leak die Hoheit über die Veröffentlichung der  US-Diplomaten-Depeschen verloren. Während sich bei WikiLeaks aktuell erst 2.796 von 251.287 finden, behauptet die norwegische Zeitung Aftenposten, zum Ärger von Julian Assange, im Besitz aller Depeschen zu sein, hat hieraus bereits einige eigene Geschichten gemacht und arbeitet auch mit anderen Medien, z.B. der Welt, zusammen.
Aber damit nicht genug. Fast täglich sprießen mittlerweile neue Leaking-Plattformen aus dem Boden und es wird immer schwerer einen Überblick zu behalten, geschweige denn sich ein Urteil darüber bilden zu können, welche jener neuen Plattformen und Tools wirklich das Vertrauen von Whistleblowern verdient. MetaPlattformen und Leak-Nachrichtenportale oder Blogs [auch hierzu der Versuch einer Link- Liste bei Whistleblower-Netzwerk] könnten helfen hier für mehr Transparenz über Leaks zu sorgen und die Spreu vom Weizen zu trennen. Whistleblower-Netzwerk e.V. hat auf seiner Homepage jetzt eine neue Rubrik mit Links zu solchen Leaking-Plattformen eingerichtet und ist für Hinweise zu deren Ausbau, gerne auch in der Kommentarfunktion dieser Blogmeldung stets dankbar.
Aus Sicht von Whistleblowern dürfte bei all dem entscheidend sein, welcher „Anbieter“ bei maximaler Eigentransparenz in der Lage sein wird, die Dokumente und deren Informationen so an die Öffentlichkeit zu bringen, dass damit die jeweils relevanten Zielgruppen erreicht, Missstände offengelegt und abgestellt werden können ohne dass die Whistleblower selbst dabei zu schaden kommen. Um insoweit eine Beurteilung vornehmen zu können, ist es allerdings noch viel zu früh. Es wird wohl zu einem „survival of the fittest“ kommen und es bleibt zu hoffen, dass möglichst wenige Whistleblower durch selbst leakende oder unzureichend anonymisierende Leaking-Plattformen zu schaden kommen werden. Das Risiko besteht, zugleich aber auch eine große Chance für mehr Transparenz und – wie die Beispiele IMMI und Tunesien zeigen – auch zu politischer Veränderung!
Wer sich keiner online Leaking-Plattform anvertrauen und auch nicht auf den natürlich ebenso möglichen Kontakt mit guten investigativen Journalisten aus den klassischen Medien oder aus Blogs zurückgreifen möchte, für den gibt es noch eine andere Idee: DeadDrops! Aber auch hier gilt, Vorsicht vor Spuren!

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