Doping, Sportwettenbetrug, Korruption, sexualisierte Gewalt – auch im Sport kämen Missstände ohne Whistleblower nur selten ans Licht, wie in Deutschland jüngst der Dopingfall in Seefeld und Erfurt („Operation Aderlass“) belegt. Es ist daher zu begrüßen, dass das Bundesinnenministerium geschützte externe Hinweisgebersysteme laut einer Kleinen Anfrage von Monika Lazar (Bündnis 90/Die Grünen) zur Voraussetzung für die Förderung von Sportverbänden machen will. Die Ombudsstellen des Deutsche Olympische Sportbunds und des Deutsche Leichtathletik Verbands sind hierfür ein guter Start. Künftige Systeme sollten sich aber mehr an den Whistleblowersystemen der Dopingagenturen NADA und WADA orientieren und, wie von der Bundesregierung vorgesehen, anonymes Whistleblowing ermöglichen. Schließlich wollen Whistleblower häufig erst Vertrauen aufbauen, bevor sie ihre Identität preisgeben. Ganz nebenbei, das ist nicht nur im Sport der Fall.
Gleichzeitig muss der Ächtung von Whistleblowing im Spitzensport stärker entgegengetreten werden. Grigori Rodtschenkow und das Ehepaar Stepanow haben maßgeblich zur Aufdeckung des russischen Dopingsystems beigetragen. Aus Angst um ihr Leben halten sie sich seitdem fern der Heimat an einem versteckten Ort in den USA auf. Die beteiligten russischen Funktionäre werden dagegen von Teilen der Sportwelt immer noch hofiert und nicht mehr als unbedingt notwendig sanktioniert. Auch im Profi-Radsport sind Whistleblower häufig massiven Repressalien ausgesetzt. Radsportkenner sprachen vor ein paar Jahren sogar von einer Omertà („Schweigepflicht“), einem sonst im Zusammenhang mit der Mafia verwendetem Begriff.
Für Profisportler ist Whistleblowing deswegen oft gleichbedeutend mit dem Ende ihrer sportlichen Karriere. In Ermangelung beruflicher Alternativen stehen sie dann oft vor dem Nichts. Neben Schutz brauchen Whistleblower daher insbesondere im Sport Beratung und (ggf. finanzielle) Unterstützung. Sportverbände und Sportförderung können dafür einen maßgeblichen Beitrag leisten. Im Gegenzug tragen Whistleblower dazu bei, die systematischen Missstände, die Teile des Sports vergiften haben, in den Griff zu bekommen.