Erst nach dem er selbst ausgeschieden war, traute sich ein ehemaliger Gebirgsjäger sich mit seiner Beschwerde an den Wehrbeauftragten zu wenden und auf die unwürdigen Rituale hinzuweisen die, laut einem Bericht der SZ, in Mittenwald schon seit Ende der 80iger Jahre praktiziert worden sein sollen. Lange hat es gedauert, viel zu lange bis einer den Mut aufbrachte die Kultur des Schweigens zu durchbrechen, ohne die solche Vorkommnisse nicht zum gepflegten „Ritual“ werden können. Und wenn erst einmal einer die Mauer des Schweigens durchbricht, zeigen sich auch wo anders Risse, denn mittlerweile „haben sich mindestens fünf weitere Soldaten – aktive und ehemalige – beim Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, gemeldet“.
Dass ist auch gut so! Es ist auch gut, dass wenigstens die Soldaten mit dem Wehrbeauftragten einen nur dem Parlament verantwortlichen Ansprechpartner haben, an den sie sich wenden können und der ihren Beschwerden nachgeht. Warum aber gibt es einen solchen Ansprechpartner, etwa in Form der in anderen Ländern vorhandenen Ombudsleute, nicht auch für all jene, die über Missstände in der Verwaltung oder der privaten Wirtschaft berichten wollen? Und was wäre eigentlich nötig, um die Kultur des Schweigens endlich zu überwinden, damit derartige Hinweise in Zukunft nicht nur von einigen wenigen Whistleblowern und im nachhinein kommen, sondern von vornherein ein großer Teil der Bystander einschreitet um Machtmissbrauch mit Zivilcourage zu verhindern?