Am 17. Januar 2011 übergab der Schweizer Ex-Banker Rudolf Elmer vor der versammelten Weltpresse Julian Assange von WikiLeaks zwei CDs. Angeblich enthielten diese neue Daten über Schwarzgelder bei Julius Bär und anderen Schweizer Banken. Das Medienecho war groß.
Am 19. Januar 2011 musste sich Elmer dann in der Schweiz vor Gericht verantworten. Wegen Drohung, Nötigung und Verletzung des Bankgeheimnisses in den Jahren 2004 und 2005 wurde er zu einer bedingten Geldstrafe von 7200 Franken verurteilt. Froh über das milde Urteil fuhr er nach Hause. Aber noch am gleichen Tag bekam er Besuch von Staatsanwaltschaft und Polizei: es folgte eine Hausdurchsuchung, diverse Beschlagnahmen und Elmers Verhaftung. Seit jenem 19. Januar sitzt er in U-Haft. Diese dauert wahrscheinlich noch mindestens bis zum 1. Oktober fort, denn in der vorigen Woche scheiterte erneut ein Haftprüfungsantrag. Eine formelle Anklage hingegen steht bis heute aus.
Jetzt berichten einige Schweizer Medien unter Berufung auf Reuters, dass die CDs die Elmer Assange übergeben hat, in Wirklichkeit leer gewesen seien. Quelle hierfür ist u.a. eine Aussage des ehemaligen Scottland-Yard Ermittlers Martin Woods der den Kontakt zwischen Elmer und Assange vermittelt hatte, die auch durch Aussagen von Elmers Anwalt bestätigt wird. Demgegenüber ist die zuständige Schweizer Staatsanwaltschaft in ihrem Statement äußerst zurückhaltend und spricht nur davon, man habe „einige Beweise“ und müsse die Vernichtung weiterer Beweismittel verhindern, weshalb die Untersuchungshaft gerechtfertigt sei.
Vergleicht man den Fall Elmer mit dem üblichen, zurückhaltenden Vorgehen der Schweiz bei der Verhängung von Untersuchungshaft, speziell gegenüber eigenen Staatsbürgern, so drängt sich der Eindruck auf, dass es beim Fall Elmer vor allem darum geht, mittels staatlicher Repression, an einem Whistleblower ein Exempel zu statuieren, um Nachahmer vom Bruch der Omertà der Schweizer Bankenwelt abzuschrecken.
Mehr zum Fall Elmer auch bei „Der Kongress bloggt“ und bei den Nachdenkseiten.