Glaubwürdigkeit des Journalismus leidet
Die Enthüllungen des Journalisten Sebastian Heiser sorgten in dieser Woche gleich in vier Redaktionen für Aufruhr. Es geht um Schleichwerbung für Steuerhinterziehung. Nachdem Heiser die fragwürdige Beziehung zwischen Anzeigenkunden und journalistischen Inhalten in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung aufgedeckt hatte, geriet er in die Kritik.
Klar und deutlich, „Schleichwerbung für Steuerhinterziehung“, Sebastian Heiser
Auch die Redaktion des Medienmagazins Zapp – der NDR ist ein Kooperationspartnern der Süddeutschen – musste damit leben, dass Heiser sich nicht auf unkollegiales Verhalten reduzieren lässt und veröffentlichte auch aus deren Umfeld Schriftverkehr, der darauf schließen lässt, dass (2009) wenig Interesse an der Veröffentlichung der Medienschelte bestand.
Klar und deutlich, Gute Frage, Sebastian Heiser
Klar und deutlich – „Habe ich über angebliche Verstöße nicht informiert?“ , Sebastian Heiser
Zu seiner Motivation und zum Thema Whistleblowing gab Sebastian Heiser bei Meedia ein Interview.
Meedia, „SzLeaks-Blogger … „, Stefan Winterbauer
Für den Investigativjournalisten Sebastian Heiser wird die Luft hingegen deutlich dünner. Die Redaktion taz, in der Heiser tätig war stellte fest, dass an Redaktionscomputern unbefugt Daten abgesaugt wurden. Offenbar wurde im Laufe der Woche im Rahmen eines Einbruchs versucht, die dabei verwendeten technischen Geräte wieder zu entfernen. Der Verdacht fällt auf Heiser – die Klärung steht noch aus.
Wie vertrauenswürdig ist Journalismus, wenn die Anzeigenabteilung und wirtschaftliche Interessen dominieren? Dem Thema konnte auch die FAZ nicht widerstehen und sprang auf den Zug auf. Hoffentlich mit reinem Gewissen, dass die eigene Berichterstattung frei von Interessenkonflikten ist.
FAZ, „Der Spion, der sie siebte“, Michael Hanfeld
Was bleibt sind die Kernfragen nach Glaubwürdigkeit, Vertrauen und dem Schutz der redaktionellen Arbeit. Das Redaktionsgeheimnis im Sinne der Anzeigenabbteilung einzusetzen und dem Journalisten, der es aufdeckt nun unethisches Verhalten vorzuwerfen – der Journalismus demontiert sich selbst.