Zwei Monate war er in einem nur 2,5m x 2,5m großen Käfig eingesperrt, 9 weitere Monate in einer 1,8m x 3,6m großen fensterlosen Zelle. 23 Stunden am Tag. Mit dem Verbot sich während des Tages an die Wand zu lehnen oder gar auf das Bett zu legen. Unbekleidet und gedemütigt unter vorgeschobener Selbstmordgefährdung mit Schlafentzug gequält. So sahen die Haftbedingungen für den WikiLeaks-Whistleblower Bradley Manning anfänglich aus.
Viele Beobachter, Rechtswissenschaftler, Menschenrechtsbeauftragte und Nobelpreisträger sahen diese Haftbedingungen als Folter an. Folter aber, so forderte es auch Mannings Anwalt hätte zur Niederschlagung des gesamten Prozesses führen müssen.
Aber Richterin Denise Lind sieht dies anders. Sie hält es, wie sie gestern verkündete, für ausreichend, wenn Manning für diese Haftbedingungen ein Bonus auf seine Gesamtstrafe gewährt wird. Gerade einmal 112 Tage soll dieser Bonus ausmachen.
92 Tage stand Manning laut Lind unter besonders umfassender unangemessener Beobachtung und 20 Tage war er gezwungen Nackt zu schlafen, hierfür bewilligte sie einen 1:1 Bonus, letztlich also gerade einmal ca. 10 Tage pro Monat die Manning unter den oben geschilderten unmenschlichen Bedingungen gehalten wurde.
Dies alles wirft einige Fragen auf: Sind 112 Tage wirklich angemessen? Welcher Häftling würde sich wohl freiwillig auf diesen 1:1 Tausch einlassen? Aber mehr noch: Steht für Richterin Lind schon fest, dass Manning eine Haftstrafe bekommen wird, bevor sein eigentlicher Militärprozess überhaupt begonnen hat? Derzeit und auch in dieser Woche läuft immer noch eine Voranhörung und dies obwohl Manning nun schon 959 Tage ohne Urteil in Haft ist. Welche Bedeutung haben -112 Tage bei den Manning drohenden 150 Jahren Haft? Bekommt er die ersten 112 Tage frei oder wird er irgendwann dafür exhumiert?
Der US-Oberbefehlshaber, der sich in seinen Wahlkämpfen immer gerne lautstark für Whistleblower eingesetzt hat, sollte hier endlich einschreiten und die Anklage gegen Manning fallen lassen. Aber insoweit besteht wenig Hoffnung, denn es war gerade Obama selbst, der unter Verstoß gegen US-Prozessrecht Manning schon vor Prozessbeginn als schuldig eingestuft hat.
Umso wichtiger ist es, dass die Öffentlichkeit Manning nicht vergisst. Die Initiativen Freiheit für Bradley Manning und http://www.bradleymanning.org/ leisten hier hervorragende Arbeit, die Whistleblower-Netzwerk gerne unterstützt.