Wie im Blogeintrag vom 16. August 2011 berichtet, hatte der internationale Fußballverband FIFA den Bericht von Transparency International (TI) zur Bekämpfung der Korruption in seinen eigenen Reihen zur Kenntnis genommen.
Darin empfahl Transparency International eine Reihe von Massnahmen zur Stärkung von Transparenz und Ehrlichkeit sowie zur Verhinderung von Bestechlichkeit, darunter den
Schutz von Whistleblowern, die Bestellung eines unabhängigen Ombudsmannes zur Prüfung von Korruptionshinweisen sowie die Einrichtung von internen und – vorzugsweise – externen Whistleblower Hotlines (Seite 6 – 7).
Rund einen Monat später erklärte FIFAs Sicherheitschef Chris Eaton gegenüber dem Reuters Journalisten Brian Homewood, dass kriminelle Banden den Fußball infiltrieren, und zwar durch langfristige Investitionen in Spielabsprachen sowie durch die Organisation von Ausbildungskursen für Schiedsrichter.
Deshalb wolle die FIFA Zeugenschutzprogramme für Fußballspieler, die Spielabsprachen oder deren Versuch aufdecken wollen, einrichten. Auch wolle sie jenen Rehabilitierung anbieten, die in jungen Jahren korrumpiert wurden. Schließlich wolle man ab Jänner 2012 eine für alle erreichbare Whistleblower Hotline zur Meldung von verdächtigem Verhalten schaffen.
“Wir wollen die Manipulatoren manipulieren und jene einschüchtern, die andere einschüchtern; diesen müsse bewußt werden, dass die FIFA ihre Leute und den Sport ernsthaft gegenüber jenen, die gewissenlos handeln, schützen wird”, erklärte Eaton. “Infiltration ist ein starkes Wort, aber meine Einschätzung ist, dass die organisierte Kriminalität den Fußball auf mehreren Ebenen infiltriert hat, um aus den enormen Wettsummen, die derzeit lukriert werden, Kapital zu schlagen.”
Eaton schätzt, dass Fußballwetten pro Jahr einen Markt von € 1 Trillion darstellen; € 1 Milliarde können alleine die Wetten hinsichtlich eines einzigen Premier League Spiels ausmachen.
Weiters wies er darauf hin Eaton wies darauf hin, dass der Ankauf von Fußballklubs für organisierte kriminelle Banden ein Weg sei, den Ausgang von Fußballspielen zu kontrollieren. „Wir sehen einen Trend, niederrangige Klubs zu kaufen sowie Spieler zu transferieren und zu verkaufen“. Doch auch in der türkischen Super Liga standen kriminelle Banden im Vorjahr bei 19 Spielen hinter Spielmanipulationen, die heuer ebenfalls aus Finnland, Griechenland, Israel und Italien bekannt wurden.
„Das Problem der Spielmanipulationen ist global und umfangreich. Sie erstrecken sich über alle Kontinente – und es gibt auch eine signifikante Zahl von Betrugsfällen speziell in Europa. Wir werden darauf reagieren und unseren Kampf verstärken. Wir befinden uns in einem Krieg„, sagte der Australier Eaton weiters in einem Interview, der von der „Frankfurter Allgemeinen“ am 22. August 2011 veröffentlicht wurde. Weiter führte er aus:
„Die Fußballfunktionäre haben gedacht, das ist doch Sache der Polizei. Aber die Polizei ist oftmals überfordert, weil es sich um ein globales „Geschäft“ handelt und die Kriminellen sowie die geschmierten Spieler oder Schiedsrichter aus verschiedenen Ländern kommen und unterschiedliche Nationalitäten haben. Da sind oftmals die Zuständigkeiten unklar. Deshalb braucht der Fußball einen eigenen Ansatz. Er muss selbst Nachforschungen anstellen und die Ermittlungsbehörden auf dem Laufenden halten. Die wenigsten Länder haben bisher verstanden, welche Dimension dieses Problem hat. Die Kriminellen können doch mit Spielmanipulation mehr Geld machen als durch Drogenhandel. Auf jeden Fall ist es einfacher, und auch die Strafen sind wesentlich geringer, wenn man mal erwischt wird“.
Am 17. Oktober 2011, im Zuge einer Pressekonferenz in London, meinte Eaton schließlich: „Ich befürchte dass Kriminelle die Natur des Sports verändert haben“.
Da die FIFA zur Zeit keinen allzu guten Ruf geniesst, wurde er gefragt, ob man darauf vertrauen könne, dass sie für saubere Spiele sorgen werde. Eatons Antwort: „Urteilen Sie nach den Resultaten, nicht nach meinen Worten“.
Bevor er FIFA Sicherheitschef wurde, soll Eaton 12 Jahre lang für INTERPOL gearbeitet haben. Am 11. Mai 2011 spendete die FIFA € 20 Mio. an die INTERPOL, damit diese auf den Fußballsport gemünzte Anti-Korruptionsprogramme durchführt. Noch nie zuvor hatte INTERPOL eine Spende in dieser Höhe von einer privaten Institution bekommen.
Das Beispiel der FIFA zeigt, dass, wo viel Geld im Spiel ist, sich leicht kriminelle und zwielichtige Figuren breit machen können. Wie man weiss, gehen ja mafiöse Strukturen nicht gerade zimperlich mit Leuten um, die sich ihnen – selbst zum Wohle der Allgemeinheit gegen sie widersetzen.
Umso wichtiger ist es, bereits als Vorbeugungsmaßnahme interne Kritik zuzulassen, sichere Whistleblower Hotlines einzurichten und die Kritiker davor zu schützen, Opfer von Repressalien zu werden. Dem Staat kommt dabei durch Erlassung entsprechender Whistleblowing Gesetze eine entscheidende Rolle bei Zurückdrängung bestechlicher und anderweitig korrupter Elemente zu.
Whistleblowing Austria / Walter Gehr