„Alles wird besser, diesmal werden wir alles unter Kontrolle bekommen.“ So oder so ähnlich tönen Politiker, ob in Pittsburgh, Brüssel oder Berlin. Aber wahrscheinlich wird sich nichts Wesentliches ändern und die nächste Runde der Finanz- und Wirtschaftskrise baut sich im Hintergrund schon auf. Zum einen liegt dies an der Halbherzigkeit mit der die Politik jetzt an einigen Symptomen kuriert und sich so nur scheinbar gegen die Macht der Finanzbranche aufbäumt. Zum anderen an der Fixierung auf wenige publikumswirksame, vor allem auf Gefühle wie Neid und Gier ausgerichtete Symbolpolitik. Die wirklichen Probleme werden aber nach wie vor ignoriert.
So z.B. auch jenes des Whistleblowings. Nein, nicht nur dass nach wie vor keine effektiven Schutzmaßnahmen für jene Mitarbeiter aus Finanzinstituten vorgesehen werden, die deren Rechtsbrüche erst ans Licht bringen könnten. Die wirklichen Probleme sitzen noch tiefer. So z.B. der Glaube mit Regeln alles bewältigen und ethische Fragen auf Sonntagsreden verschieben zu können. In einer Welt in der sich unzählige Spezialisten nur darauf konzentrieren neue Konstrukte zu entwickeln um jene Regeln gerade noch legal oder zumindest ohne selbst schmerzhafte Nachteile erfahren zu müssen, umgehen zu können Oder auch jene „anerkannten Experten“ die sich jetzt als Feuerwehrleute und zukünftig in neuen Kommissionen als Kontrolleure aufspielen. Zu „anerkannten Experten“ sind sie im bisherigen System geworden und sie werden auch weiterhin nur dass sehen, was ihnen diese Sozialisation und ihre bestehenden Einbindungen zu sehen erlauben. Da sie alles besser zu wissen glauben, werden sie auch weiterhin auf Außenseiter und deren „kindische“ Ängste und Warnungen nicht hören, werden Chancen sehen, wo Risiken sind. Letztlich werden sie auch wissen – nicht zuletzt dank der gegenwärtigen Erfahrungen – dass die Rechnung am Ende ohnehin andere zahlen müssen.
Funktionierendes Whistleblowing erfordert, kritische und ungewohnte Einwände zu hören, sie ernst zu nehmen und beim Empfänger die Bereitschaft eigenes Handeln und Denken notfalls auch grundlegend und vor ethischem Hintergrund, zu hinterfragen. Aber welcher Verantwortliche in Pittsburgh, Brüssel oder Berlin hört schon auf jene, die schon jetzt sagen, dass die schönen neuen Kleider der Finanzkontrolle nur ein Hauch von Nichts sind?