Einladung zur Veranstaltung
Das neue Hinweisgeberschutzgesetz ist ein Meilenstein, der die rechtliche Lage von Whistleblowern verbessert. Aber ist der Schutz ausreichend? Wo muss nachgebessert werden? Wie können Staat und Zivilgesellschaft Whistleblower bei der Bewältigung der persönlichen Folgen unterstützen? Darüber werden wir mit vier früheren Whistleblowern sprechen. Von ihnen wollen wir mehr darüber erfahren, welche mittel- und langfristigen Auswirkungen ihr Whistleblowing auf ihr Leben und das ihrer Familien hatte, welche beruflichen Nachteile sie erfahren haben und welche Unterstützung für Whistleblower sie sich vorstellen könnten. Nach jedem Gespräch wird die Frage gestellt: Wäre es ihnen besser ergangen, wenn es das aktuelle Hinweisgeberschutzgesetz schon gegeben hätte?
Erwin Bixler deckte 1998 als Revisor beim Landesarbeitsamt Rheinland-Pfalz-Saarland manipulierte Vermittlungszahlen von Arbeitslosen auf. Martin Porwoll enthüllte 2016 als kaufmännischer Leiter einer Bottroper Apotheke die Unterdosierung von individuell hergestellten Zytostatika für mehreren tausend Krebspatient*innen durch seinen Arbeitgeber. Der Frankfurter Steuerfahnder Rudolf Schmenger wehrte sich Anfang der 2000er gegen eine Amtsverfügung, die die Aufnahme von Ermittlungen gegen Großbanken erschwerte. Von Friedhelm Brors erfuhr die Öffentlichkeit, wie die Hüttenwerke Krupp Mannesmann Anfang der 1990er unter falschen Voraussetzungen staatliche Beihilfen für die Frühverrentung von Beschäftigten erhielt. Annegret Falter, Vorsitzende von Whistleblower-Netzwerk, wird in das Thema einführen, bevor sie für die die vier Gespräche an die Interviewer*in Prof. Dr. Karin Lenhart-Roth, Kosmas Zittel, Prof. Dr. Johannes Ludwig und Dipl.-Journ. Lothar Hausmann übergibt.
Im Anschluss an die Veranstaltung möchten wir den Austausch mit Ihnen im nahegelegenen Restaurant Tapas y más zu vertiefen.
Über Ihre Teilnahme an der Veranstaltung würden wir uns freuen. Um uns die Planung zu vereinfachen und Ihnen weiterführende Informationen zukommen lassen zu können, bitten wir um Anmeldung über das verlinkte Online-Formular. Unsere Veranstaltungen sind kostenfrei, für unsere Arbeit sind wir aber dringend auf finanzielle Unterstützung angewiesen.
Programm
15:00 – 15:20 Begrüßung und Einführung in das Hinweisgeberschutzgesetz
Dipl.-Pol. Annegret Falter, Vorsitzende Whistleblower-Netzwerk (WBN)
15:20 – 16:05 Manipulierte Stellenvermittlungsraten – Gespräch mit Erwin Bixler, ehemaliger Revisor des Landesarbeitsamts Rheinland-Pfalz-Saarland
Interviewerin: Prof. Dr. Karin Lenhart-Roth
Erwin Bixler stellt 1998 manipulierte Vermittlungszahlen von Arbeitslosen fest. Seine internen Hinweise werden nicht aufgegriffen, bis er sich schließlich direkt an den damaligen Bundesarbeitsminister Walter Riester wendet. In der Folge werden die Strukturen der Arbeitsmarktförderung vollständig umgebaut. Erwin Bixler wird als „Denunziant“ gemobbt, krank und schließlich frühpensioniert.
16:05 – 16:50 Unterdosierte Krebsmedikamente – Gespräch mit Martin Porwoll, ehemaliger kaufmännischer Leiter der Alten Apotheke in Bottrop
Interviewer: Kosmas Zittel, Geschäftsführer Whistleblower-Netzwerk (WBN)
Martin Porwoll entdeckt, dass der Inhaber der Bottroper Alten Apotheke die Wirkstoffe von individuell hergestellten Krebsmedikamenten manipuliert und so das Leben vieler Patient*innen gefährdet. Er erstattet 2016 Strafanzeige und wird sofort gekündigt. In der zweiten Instanz der Kündigungsschutzklage erzielt er einen Vergleich. Der Inhaber der Apotheke wird zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
16:50 – 17:05 Pause
17:05 – 17:50 Der Frankfurter Steuerskandal – Gespräch mit Rudolf Schmenger, ehemaliger Steuerfahnder
Interviewer: Prof. Dr. Johannes Ludwig
Als Steuerfahnder in Frankfurt/Main erzielt Rudolf Schmenger beachtliche Fahndungserfolge gegen Großbanken. Er wehrt sich Anfang der 2000er gegen eine Amtsverfügung, die die Aufnahme von Ermittlungen stark einschränkt, und erhebt Einwände bei seinen Dienstvorgesetzten. Zusammen mit drei Kollegen wird er mittels einer vorsätzlich falschen psychiatrischen Diagnose zwangspensioniert. Der Fall beschäftigt später zwei Untersuchungsausschüsse des Hessischen Landtags. Heute arbeitet Rudolf Schmenger als Steuerberater und Dozent.
17:50 – 18:35 Erschlichene Beihilfen für Frühverrentung – Gespräch mit Friedhelm Brors, ehemaliger Personalsachbearbeiter bei Mannesmann
Interviewer: Dipl.-Journ. Lothar Hausmann
Anfang der 1990er Jahre gewährt die EGKS, Vorläufer der heutigen EU, den notleidenden Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg üppige Beihilfen für die Frühverrentung von rund 450 Beschäftigten. Da es am Standort Duisburg nicht genügend Betroffene gibt, verschiebt Mannesmann Mitarbeiter aus Düsseldorf oder Mülheim „auf dem Papier“ zu HKM nach Duisburg. Die unter falschen Voraussetzungen Ausgeschiedenen sind bis heute Leidtragende durch gekürzte Renten. Friedhelm Brors brachte den Fall an die Öffentlichkeit.
18:35 – 18:45 Lessons Learned – Handlungsaufträge für Politik und Zivilgesellschaft
Annegret Falter und Kosmas Zittel
Ab 19:00 Gemeinsamer Ausklang im nahegelegenen Restaurant Tapas y más
Moderation: Dr. Detlev Böttcher, Schatzmeister Whistleblower-Netzwerk (WBN)
Anfahrt und Unterkunft
Veranstaltungsort
Der Veranstaltungsort befindet sich in den Räumlichkeiten des DJV Berlin – JVBB e.V. im 5. Obergeschoss in der Alten Jakobstraße 79/80 in 10179 Berlin und ist barrierefrei erreichbar.
Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
Von Berlin Hauptbahnhof sind Sie innerhalb von 25 Minuten am Veranstaltungsort. Bitte nutzen Sie ab Berlin-Hauptbahnhof die Züge der S-Bahnen S5/S7/S9/S75 oder den RE1/RE2 oder die U5 bis Alexanderplatz und von dort aus die U2 (Richtung Ruhleben) bis Märkisches Museum. Alternativ bringt Sie alle 20 Minuten die Buslinie 147 (Richtung S Ostbahnhof via Friedrichstraße) vom Hauptbahnhof bis zur Haltestelle Märkisches Museum. Von Märkisches Museum aus sind es noch ca. 300 Meter Fußweg zum Veranstaltungsort.
Anfahrt mit dem Auto
Bei Anreise über die Stadtautobahn A100 nehmen Sie die Ausfahrt 20 Tempelhofer Damm und folgen der B96 Richtung Zentrum bis zum Ziel. Vor dem Veranstaltungsort befinden sich im öffentlichen Straßenland eine begrenzte Zahl an Parkplätzen, die montags bis freitags bis 20 Uhr und samstags bis 18 Uhr kostenpflichtig sind.
Unterkunft
Wir haben ein Kontingent an Zimmern im Best Western Hotel am Spittelmarkt reserviert. Von dort sind es 300 Meter Fußweg zum Veranstaltungsort. Ein Einzelzimmer kostet 112 Euro pro Nacht (ohne Frühstück und zuzüglich einer City-Tax von 5%). Das Hotel hat begrenzte Parkplatzmöglichkeiten (20 Euro pro Tag), die vorab reserviert werden können. Geben Sie uns bitte möglichst zeitnah und spätestens bis zum 6. November verbindlich Bescheid, wenn Sie eins der Zimmer aus unserem Kontingent und auf eigene Kosten in Anspruch nehmen wollen.
Kontakt:
Whistleblower-Netzwerk e.V. (WBN)
Kosmas Zittel, Geschäftsführer
zittel@whistleblower-net.de
Tel: +49 176 84915150