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Liebe Freundinnen und Freunde von Whistleblower-Netzwerk,

Menschen, die auf Missstände stoßen, wissen meist nicht, wie sie damit umgehen sollen und wem sie vertrauen können. Verständlicherweise haben sie Angst vor möglichen Folgen, schließlich sind Whistleblower nach ihren Meldungen häufig Repressalien ausgesetzt, wie untenstehende Erfahrungsberichte zeigen. Hier setzt unser Beratungsangebot für Whistleblower an. Wir unterstützen potenzielle Whistleblower bei der Entscheidungsfindung und zeigen ihnen mögliche Wege und Folgen auf. Oft müssen dabei umfangreiche Dokumente zu teils juristisch und technisch komplexen Fragestellungen gesichtet werden.

Der damit verbundene hohe zeitliche Aufwand bringt uns bereits jetzt zunehmend an unsere Grenzen. Nach der Verabschiedung des Hinweisgeberschutzgesetzes wird der Beratungsbedarf voraussichtlich zunehmen, da das Gesetz Whistleblower nur unter bestimmten Voraussetzungen schützt. Für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung unseres Angebots sind wir daher dringend auf Ihre Hilfe angewiesen, z.B. über Spenden oder Förderbeiträge.

In diesem Newsletter möchten wir Ihnen einen besseren Einblick in unser Beratungsangebot für Whistleblower und die damit verbundenen Kosten geben. Wir danken herzlich für bisherige finanzielle Unterstützung, durch die wir bereits zahlreichen Whistleblowern zur Seite stehen konnten.

Viele Grüße

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Kosmas Zittel
(Geschäftsführung)

Inhaltsverzeichnis

1. Erfahrungsberichte von Whistleblowern
2. Ablauf und Ziele einer Beratung – Interview mit dem Beratungsteam
3. Unsere Hinweisgeberplattform mit GlobaLeaks

1. Erfahrungsberichte von Whistleblowern

Folgende Erfahrungsberichte (Auszüge) von Whistleblowern veranschaulichen, in welcher Situation sich Whistleblower befinden und warum es so wichtig ist, sie unterstützen und zu begleiten. Weitere Whistleblowerfälle und Erfahrungsberichte finden Sie in unserer Ausstellung.

Martin Porwoll
(Whistleblower einer Bottroper Zyto-Apotheke)

Martin Porwoll
Martin Porwoll war kaufmännischer Leiter einer Bottroper Apotheke, in der Krebsmedikamente nach individueller ärztlicher Verordnung hergestellt wurden. Als er aufgrund konkreter Verdachtsmomente zu der Überzeugung gelangte, dass die Dosierungen der Wirkstoffe vom Inhaber der Apotheke in betrügerischer Absicht skrupellos manipuliert wurden und so das Leben vieler Patient:innen in Gefahr war, erstattete er 2016 Strafanzeige und wurde sofort gekündigt.
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Dr. Rainer Moormann

(Whistleblower am Jülicher Kernforschungszentrum)

Rainer Moormann
Dr. Rainer Moormann hat 2008 gravierende Störfall-Risiken einer speziellen Hochtemperatur-Reaktor-Technologie aufgezeigt, die am Kernforschungszentrum Jülich entwickelt wurde. Außerdem machte er einen gefährlichen Störfall am dortigen Versuchsreaktor (AVR) öffentlich. Seine Enthüllungen führten zu einer offiziellen Untersuchung, die schwerwiegende Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften sowie unzulässige Verharmlosungen und Verheimlichungen beim AVR-Betrieb feststellte.
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2. Ablauf und Ziele einer Beratung – Interview mit dem Beratungsteam

Im folgenden Interview berichten drei Mitglieder unseres Beratungsteams, wie eine Beratung abläuft und welche Herausforderungen sie mit sich bringt.

Dr. Detlev Böttcher hat als Integritätsberater das Hinweisgebersystem der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mitweiterentwickelt und war dort Ansprechpartner für interne und externe Whistleblower.

Robert Bungart war Oberstaatsanwalt und Abteilungsleiter der Abteilung für organisierte Kriminalität in Wirtschaftsstrafsachen sowie Korruption in Köln und sammelte dort u.a. Erfahrungen mit von Whistleblowern angezeigten Straftaten.


Klaus Bergmann ist Rechtsanwalt und war viele Jahre bei der Deutschen Welle tätig, u.a. als Leiter der Personalabteilung und der Europarepräsentanz.
Dr. Detlev Böttcher
Portrait Bungart
RA Klaus Bergmann
Wie läuft so eine Beratung typischerweise ab?
Dr. Detlev Böttcher: Potenzielle Whistleblower wenden sich an uns. Das kann per E-Mail oder Telefon sein, seit einiger Zeit auch zunehmend über unsere Hinweisgeberplattform. Unser Geschäftsführer Kosmas Zittel ist die erste Anlaufstelle, der die eingehenden Anfragen sichtet, sortiert, ggf. ergänzende Informationen erbittet und das weitere Vorgehen mit uns als Beratungsteam abstimmt. Dann wird in den meisten Fällen erstmal ein telefonisches Beratungsgespräch vereinbart.

Klaus Bergmann: Je nach Fall und Bedarf wird der Kontakt nach der Erstberatung dann weiter gehalten, möglicherweise bis hin zur persönlichen Begleitung bei Gerichtsprozessen. Wenn es für einen spezifischen Fall sinnvoll ist, bringen wir potenzielle Whistleblower auch mit weiteren Rechtsanwälten und Journalisten in Kontakt.

Was ist das Ziel einer Beratung?
Robert Bungart: In erster Linie geht es uns darum, potenzielle Whistleblower und ihr Umfeld bei der Entscheidungsfindung über das weitere Vorgehen zu unterstützen. Unser Informationsangebot auf der Webseite gibt einen guten Überblick, dort findet man z.B. FAQs zur rechtlichen Lage. Oft benötigen potenzielle Whistleblower aber eine individuelle Beratung. Sie sind sich meistens noch unsicher, ob und auf welchem Weg sie die Missstände melden wollen. Wir helfen ihnen dabei, die Gedanken zu ordnen und erklären ihnen die Möglichkeiten und Risiken einer Meldung.
FAQs
Dr. Detlev Böttcher: Zusätzlich bieten wir den Whistleblowern moralische Unterstützung. Die Erfahrungen aus bisherigen Fällen zeigen, dass Whistleblower oft vereinsamen. Nach ihren Meldungen sind sie häufig Repressalien ausgesetzt. Sie werden gemobbt, von ihrem beruflichen und sozialen Umfeld als vermeintliche Verräter ausgegrenzt und verlieren meist innerhalb eines Jahres ihren Arbeitsplatz.

Klaus Bergmann: Teilweise werden unter vorgeschobenen Gründen zivilrechtliche Klagen gegen sie angestrengt oder sie müssen ihre Rechtsansprüche selbst auf gerichtlichem Weg durchsetzen. Durch unsere Beratung zeigen wir ihnen, dass wir an ihrer Seite stehen. Deswegen endet der Kontakt oft auch nicht mit dem ersten Beratungsgespräch.

Vor welchen Herausforderungen stellt Euch die Beratung?
Klaus Bergmann: Whistleblower befinden sich oft in einer emotional sehr schwierigen Lage und sind aufgewühlt. Sie befinden sich in einem Loyalitätskonflikt und wissen nicht, wem sie vertrauen können. Deshalb ist es wichtig, zunächst das notwendige Vertrauen aufzubauen. Im Laufe des Whistleblowing-Prozesses kommt es immer wieder zu Situationen, die nicht nur für den Whistleblower, sondern auch für uns als Beratungsteam psychisch sehr belastend sind.

Robert Bungart: Hinzu kommt, dass es sich bei vielen Missständen um technisch sehr komplexe Fragestellungen handelt, die für den Laien schwer zu bewerten sind. Dokumente mit Hunderten von Seiten müssen gesichtet werden. Dafür ist es sehr hilfreich, auf hauptamtliche Mitarbeiter zurückgreifen zu können, die uns bei der Auswertung und Recherche unterstützen, wenn der Whistleblower damit einverstanden ist. Manchmal müssen wir zusätzlich externe Expertise einholen.

Wie profitiert Whistleblower-Netzwerk davon?
Dr. Detlev Böttcher: Am wichtigsten ist, dass wir Menschen in einer schwierigen Lage unterstützen und ihnen dabei helfen, eine durchdachte Entscheidung über den Umgang mit Missständen zu treffen. Im Idealfall führt dies dazu, dass die Missstände nachhaltig abgestellt werden. Außerdem erfahren wir durch unsere Beratung viel über die reale Situation von Whistleblowern und die Herausforderungen, denen sie ausgesetzt sind.

Wie würdet Ihr die Beratung gerne weiterentwickeln?
Robert Bungart: Gerade bei komplexeren Fällen fehlen uns teilweise die Ressourcen für ausführliche Hintergrundrecherchen und für eine enge Vor-Ort-Begleitung. Perspektivisch würden wir deshalb gerne ein breites und überregionales Netzwerk an Unterstützern aufbauen, u.a. mit Rechtsanwälten, ehemaligen Whistleblowern, Sozialarbeitern, Psychologen, Journalisten und anderen Personen, die Erfahrung im Umgang mit Whistleblowern haben.

Dr. Detlev Böttcher: Wir würden gerne Schulungen und Handreichungen für Journalisten und Gewerkschaftler anbieten. Schließlich wenden sich Whistleblower oft an ihre Personalvertretung oder direkt an die Medien. Allerdings fehlt diesen oft das notwendige Hintergrundwissen und die Erfahrung für den richtigen Umgang mit Whistleblowern.

3. Unsere Hinweisgeberplattform mit GlobaLeaks

Seit 2020 nutzen wir eine Hinweisgeberplattform, über die Whistleblower ihre Anfrage bei uns einreichen und geschützt und anonym mit uns kommunizieren können. Leitfragen helfen ihnen dabei ihr Anliegen an uns strukturiert darzulegen. Beim Absenden der Anfragen erhalten sie einen 16-stelligen Code, mit dem sie sich in ihr persönliches Postfach einloggen und auf Antworten/Nachfragen unseres Beratungsteams reagieren können.

Derartige Systeme bieten viele kommerzielle Anbieter an. Wir haben uns jedoch bewusst für die Software GlobaLeaks entschieden. Sie wurde von der italienischen NGO Hermes entwickelt und bei uns eingerichtet. Als Open-Source-Software hat sie gegenüber geschlossenen („closed-source“) Systemen u.a. den Vorteil, dass eine große Online-Community dazu beiträgt mögliche Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben, wie Giovanni Pellerano, einer der Mitgründer, in einem Beitrag für unsere Partner-Organisation „WIN – Whistleblowing International Network“ darlegt. Aber auch bei einer Open-Source-Software fallen natürlich Kosten an, etwa für Wartung und Hosting. Zudem wollen wir das System weiterentwickeln und anderen zivilgesellschaftlichen Initiativen anbieten.
Hinweisgeberplattform
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